Hier lassen sich Beiträge finden, die sich mit fachdidaktischen Aspekten der politischen und sozioökonomischen Bildung beschäftigen.

Diversity (2024)

Diversity-Rankings für Unternehmen und Institutionen, wie beispielsweise Universitäten oder Schulen, schießen aktuell wie Pilze aus dem Boden. Diese Rankings sind jedoch nicht unumstritten. Es ist schwierig, sich bezogen auf Diversität auf aussagekräftige Indices zu einigen, die eine Realität abbilden können. Für Unternehmen und Institutionen steht dabei häufig (nur) im Mittelpunkt, dass sich die Mitarbeitenden „vielfältig“ zusammensetzen und eine öffentlichkeitswirksame  Außendarstellung erfolgt. Was aber bedeutet Vielfalt? Und was hat das Ganze mit sozialer Ungleichheit und Diskriminierung(en) zu tun?

Krisen als Lerngelegenheiten für die ökonomische und politische Bildung (2023)

Nicht nur als Bürger:in oder Verbraucher:in, sondern auch als Lehrer:in für gesellschaftswissenschaftliche Fächer fühlt man sich dieser Tage verstärkt konfrontiert mit krisenartigen Zuständen: Die Auswirkungen der Coronakrise wirken noch nach. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine dauert weiterhin an und neben einer drohenden Phase der wirtschaftlichen Rezession scheinen Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen, Waldbrände und Fischsterben derzeit erschreckend regelmäßig zur Tagesordnung zu gehören – und über allem schwebt dauerbedrohlich die Sorge um das globale Klima. Auch wenn nicht alle diese Ereignisse und ihre Folgen bei näherer Betrachtung die Kriterien der Bedrohung, der Dringlichkeit und der Unsicherheit vollständig erfüllen, werden sie in der medialen Öffentlichkeit als Krisen gehandelt und diskutiert und die Gegenwart von vielen als höchst krisenartig empfunden. Manche sprechen dabei schon von einer heranwachsenden „Generation Krise“ (Sarikaya 2022).

Problemorientiert unterrichten (2022)

In Krisen wach und sicher agieren – dies kann nur leisten, wer das Nachdenken gelernt hat und ein Problem von vielen Seiten betrachten kann. Spätestens hier beginnt auch schon die Herausforderung für die Lehrkräfte: Denn wie genau lässt sich „Problem“ eigentlich definieren? Welcher Problembegriff taugt für die Unterrichtspraxis?

Kontroversität und Multiperspektivität in der ökonomischen Bildung am Beispiel des Lerngegenstandes „bedingungsloses Grundeinkommen“ (2022)

Ausgehend vom sogenannten „Beutelsbacher Konsens“ in der schulischen und außerschulischen politischen Bildung erörtern die Autoren die Frage, inwieweit Kontroversität und Multiperspektivität in der ökonomischen Bildung ein Gebot oder ein didaktisches Prinzip sein sollten. Sie beziehen ihre Argumentation beispielhaft auf den Lerngegenstand „bedingungsloses Grundeinkommen“ (BGE), weil der öffentliche Diskurs über die Einführung eines BGE in Deutschland durch eine beachtliche Heterogenität der präferierten Modelle, der verwendeten Urteilskriterien, der gewichteten inhaltlichen Aspekte und der „Anhänger“ und „Gegnerschaft“ gekennzeichnet ist. Um eine begriffliche Klarheit zu entwickeln, klären die Autoren zunächst die Beziehung und die Unterschiede zwischen den Begriffen Multiperspektivität und Kontroversität. Dabei beziehen sie verschiedene Positionen im fachdidaktischen Diskurs mit ein. Weiterhin zeigen sie am Beispiel des Lerngegenstandes BGE Notwendigkeiten und Möglichkeiten zur Inszenierung von Kontroversität in Lehr-Lern-Arrangements in der schulischen und außerschulischen ökonomischen Bildung auf. Ihr Fazit: Die Einbindung des Kontroversitätsprinzips in Lehr- und Lernprozesse in der ökonomischen Bildung ist sinnvoll und unabhängig von einem Gebot, wie es im Beutelsbacher Konsens formuliert wurde. Diese prinzipielle Einbindung verhindert, dass die Lehrperson in eine Falle tappt, indem sie selbst eigene erkenntnisleitende Interessen in den Vordergrund rückt und so Argumente aus dem Gesamtdiskurs vernachlässigt.

Wirtschaft und Politik in Zahlen als Thema im Unterricht (2021)

Wirtschaft und Politik sind nicht immer einfach zu verstehen, wenn Fakten und Wertvorstellungen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, nicht transparent und explizit dargelegt werden oder beide Ebenen im öffentlichen Diskurs miteinander verwoben werden, als seien sie eins. Um politische oder ökonomische Entscheidungen zu treffen, mitzugestalten oder (kritisch) zu beurteilen, ist aber ein Verständnis des Verhältnisses beider Aspekte zueinander genauso notwendig wie Fähigkeiten, verfügbare Evidenzen in ihrer inhaltlichen Relevanz zu verstehen und einzuordnen.
Evidenzorientierte Entscheidungen in Wirtschaft oder Politik basieren ganz häufig unmittelbar oder mittelbar auf Zahlen. Die Evidenzorientiertheit politischer Entscheidungen ist in den letzten Jahren stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und selbst zum Politikum geworden, weil sie – etwa im Kontext der Fridays for Future-Bewegung – explizit eingefordert, oder angesichts von Fake-News/Alternativen Fakten und Verschwörungsmythen verstärkt herausgefordert und in Frage gestellt wird. In Auseinandersetzungen um Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird aktuell besonders eindrücklich sichtbar, wie Zahlen und Kennwerte den politischen und gesellschaftlichen Diskurs bestimmen. Gleichzeitig wird auch deutlich, dass politische Entscheidungen sich nicht direkt aus diesen Zahlen und Kennwerten ableiten lassen, da auch evidenzorientierten politischen Entscheidungen eine Abwägung zu Grunde liegt, die verschiedene Sach- und Wertperspektiven einbeziehen muss.

Im Fokus: Sprache (2020)

In den gesellschafts- und sozialwissenschaftlichen Fächern kommt der ‚sprachlichen Seite’ des Lehrens und Lernens eine besondere Bedeutung zu. Einerseits zeichnen sich die fachlichen Gegenstände des sozialwissenschaftlichen Unterrichts (Gesellschaft, Politik, Wirtschaft) durch ihre sprachliche Verfasstheit im Rahmen diskursiver Praxen aus, andererseits unterliegen sie einer sprachlich vermittelten Begegnung im Alltag (Medien, Kommunikation). Darüber hinaus ist die unterrichtliche Bearbeitung von politischen und ökonomischen Fragestellungen auf die sprachliche Interaktion von Lernenden angewiesen – kurzum: Die sozialwissenschaftlichen Domänen können als sprachlich geprägte Fächer betrachtet werden. Sprache kann daher nicht auf ein Medium politischer Artikulation oder wirtschaftlicher Kommunikation reduziert werden. Vielmehr sollte auch die ‚subjektive Seite‘ politischen und demokratischen Sprechens zum unterrichtlichen Gegenstand gemacht werden. Aus diesem Grund sind nicht nur Aspekte der sprachlichen Gebundenheit relevanter Fachgegenstände sowie das Verhältnis von Sprachgebrauch, Wissen und politischem Handeln bedeutsam. Der Erwerb von fachspezifischen Kompetenzen erfordert in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen eine gezielte Unterstützung sprachlicher Fähigkeiten, vor allem, wenn man auf die zusehends heterogenen Voraussetzungen von Lernenden blickt. Ein sprachsensibel gestalteter Unterricht kann dabei helfen, die Intentionen und Wirkungen des Sprachgebrauchs in den Realitätsbereichen von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu hinterfragen und in verschiedenen Situationen sozialer und politischer Kommunikation kompetent zu handeln. Dies ist der Verbesserung der gesellschaftlichen und demokratischen Teilhabe und der Stärkung individueller Chancen im Hinblick auf eine inklusive Bildungspraxis dienlich.

Forschendes Lernen im Politik- und Wirtschaftsunterricht (2019)


Wer sich mit dem Forschenden Lernen beschäftigt, der oder dem wird schnell klar, dass es hierfür eine Vielzahl von Ansätzen und Begriffen gibt: Forschungsbasiertes, forschungsorientiertes, forschungsbezogenes und forschungsnahes Lernen sind nur eine kleine Auswahl, wenn man die verwandten Konzepte, wie beispielsweise das Entdeckende Lernen erstmal ausklammert. Deutlich wird hieran aber auch, dass das Forschende Lernen nach seiner Renaissance in den 1970er Jahren aktuell in Hochschule wie in Schule wieder Hochkonjunktur hat – oder, wie es Stock und Slepevic-Zach (2018) es ausdrücken: „Forschendes Lehren und Lernen ist wieder in“ (ebd., S. 1).

In dem vorliegenden Beitrag befassen wir uns mit dem Forschenden Lernen im politischen und ökonomischen Unterricht sowie seinen schulischen Voraussetzungen und fachspezifischen Besonderheiten. Hierbei zeigen wir Phasen und Methoden Forschenden Lernens und Lehrens im Politik- und /oder Wirtschaftsunterricht auf und beleuchten den erwarteten Kompetenzerwerb, lerntheoretische Vorteile und bildungsrelevanter Nutzen sowie Fallstricke bei der Umsetzung und einen konstruktiven Umgang hiermit. Erläutert werden außerdem für das Forschende Lernen spezifische Anforderungen an Lehrende und Lernende sowie die besonderen Chancen in Hinblick auf Digitale Bildung und fachspezifische Methodenkompetenz, die das Forschende Lernen für ökonomisches und politisches Lernen und Lehren bieten kann.

Die neue Unübersichtlichkeit. Der Diskurs über ein (bedingungsloses) Grundeinkommen (2019)


Die Kontroversen rund um das (bedingungslose) Grundeinkommen (BGE) sind diskursanalytisch deswegen so interessant, weil sie aus dem klassischen Freund-Feind-Schema ausbrechen. Es sind nicht die üblichen Konstellationen in Politik und Wissenschaft oder bei den Sozial- und Interessenverbänden, die Divergenzen austragen oder inhaltliche Koalitionen schmieden. Auch die klassische Aufteilung (hier die Arbeitgebervertreterinnen und -vertreter, dort die gewerkschaftlichen Akteurinnen und Akteure) passt bei genauer Betrachtung der Diskursteilnehmenden nicht.

Eine solche, zunächst anscheinende Unübersichtlichkeit der inhaltlichen Aspekte rund um die Diskussionen zum BGE führt relativ schnell zu der Frage, wie Unterricht, der den Lerngegenstand BGE aufgreift, im Hinblick auf zentrale Aspekte der Urteilsbildung angelegt sein sollte.

Mut haben, neue Ideen umzusetzen (2018)


Praxissemester wie in Nordrhein-Westfalen an der Universität Bonn oder klassisches Fachpraktikum wie in Niedersachsen an der Universität Göttingen – welches Format im Master of Education wird wie eingeschätzt? Eine Studierendengruppe aus beiden Universitätsstandorten reflektiert im vorliegenden Interview ihre Praktikumserfahrungen. Mut haben, neue Ideen umzusetzen – das war für viele Studierende eine wichtige Erkenntnis.

Ein (bedingungsloses) Grundeinkommen für Deutschland? (2018)


Während das bedingungslose Grundeinkommen für die einen „radikal gerecht“ (Thomas Straubhaar) ist, gelangen andere zu dem Schluss, dass es „Gerechtigkeit für niemand“ (Christoph Butterwegge) schaffe. Damit sind im Hinblick auf das Kriterium der sozialen Gerechtigkeit zwei konträre Positionen aus dem weiten Spektrum des Diskurses wiedergegeben, der darüber geführt wird, ob in Deutschland ein (bedingungsloses) Grundeinkommen eingeführt werden sollte.
 
Welche Möglichkeiten bestehen, diesen Diskurs in der sozialwissenschaftlichen schulischen und außerschulischen Bildung aufzugreifen und den Lerngegenstand des Grundeinkommens thematisch zu fokussieren? Die fachdidaktische Perspektive ist der Bezug auf das Prinzip der Kontroversität, die Erörterung seines Sinns und seine exemplarische Umsetzung in Lehr-Lern-Prozessen.

Die Realität in ihrer Nacktheit sehen (2013)


Das Problem der Wirkungsanalysen speziell auch in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung ist unabhängig von genderspezifischen Fragestellungen in Untersuchungen vor wenigen Jahren umfangreich dargelegt worden. Einflüsse in der politischen Bildung sind so vielfältig, dass eine genaue Wirkungsursache von bestimmten Rahmenbedingungen und Impulsen kaum bis gar nicht nachweisbar ist.

Es ist zudem auch ein Grundproblem der Bildungsforscher, dass aus Einzelphänomen ganze Studien entstehen, indem oft induktiv von wenigen Einzelbeobachtungen auf allgemeine Gesamttheorien geschlossen wird. Eine oft postulierte oder auch nur angestrebte Verifizierung der meisten aufgestellten Theorien ist kaum möglich.

Dennoch ist es einmal spannend, die Perspektiven auf einen geschlechtergetrennten politischen Unterricht in einem Selbstversuch zu testen. Hierzu wurde ein kleines Experiment an einem koedukativen Gymnasium durchgeführt, das allerdings nicht den Anspruch einer repräsentativen Untersuchung hat, sondern vielmehr der Horizonterweiterung von Schülerinnen und Schülern dienen konnte.

Es geht in diesem Artikel nicht darum, aus den gewonnenen Erfahrungen allgemeine Schlüsse zu ziehen. Es besteht allenfalls die Möglichkeit, gängige Theorien mit den „Erkenntnissen“ abzugleichen. Anregungen und Anstöße – diese stehen im Vordergrund.

Ästhetisch-politischer Diskurs in Bildern (2006)


Im Gegensatz zum intuitiven Denken wird in der politiktheoretischen Tradition dasjenige Denken als diskursiv bezeichnet, welches schrittweise vorgeht und argumentativ-dialogisch Behauptungen und Positionen prüft. Für Jürgen Habermas bedarf die Teilnahme an einem solchen Diskurs nicht eines zuvor akzeptierten Vernunftbegriffs, sondern vielmehr genüge die Appellation an das "intuitive Wissen", über das jeder einzelne "als kompetenter Sprecher ‚immer schon‘ verfügt".

Denn "die Idee vernünftiger Rede" sei nicht erst "in den allgemeinen Diskurs- und Begründungsstrukturen, sondern in den Grundstrukturen sprachlichen Handels angelegt".  Argumente müssen so beschaffen sein, dass die Diskursebene jederzeit gewechselt und ein zunächst gewähltes Sprach- und Begriffssystem als unangemessen erkannt und revidiert werden kann. Ein in dieser Weise "argumentativ erzielter Konsens darf als Wahrheitskriterium angesehen werden". Was bedeutet nun ästhetisch-politischer Diskurs in Bildern? Die ursprüngliche Bedeutung von Ästhetik ist abgeleitet vom griechischen Wort aístetike, die die Sinne betreffende Wissenschaft. Aísthesis meint vor allem Wahrnehmung, Empfindung oder Sinneserkenntnis. In diesem Verständnis von sinnlicher Wahrnehmung werden im Folgenden alle (Diskurs-) Beiträge subsumiert, die über das sprachliche Handeln hinausgehen und Wahrnehmungen sozialer wie politischer Wirklichkeit auf künstlerisch-kreative Weise in den politischen Diskurs einbringen. Ein ästhetisch-politischer Diskurs in diesem Sinne wird zuallererst zwischen dem Kunstschaffenden und dem Betrachter geführt, kann aber durchaus in einen kommunikativen Diskurs in der beschriebenen Form münden. Im vorliegenden Beitrag werden im Folgenden zwei Beispiele eines ästhetisch-politischen Diskurses in Bildern beschrieben.