Im Inhaltsfeld „Staats- und Rechtsphilosophie“ werden u.a. folgende Seminare, Workshops und Studienfahrten angeboten:   
  • Nietzsche und der Wille zur Macht – Studienfahrt nach Weimar
  • Nietzsche und Schiller zwischen Kulturkritik und politischer Instrumentalisierung
  • Das „Ideal des gerechtes Staates“ / Staatsphilosophie im Wandel der Zeit
  • Wahrheit, Glück und Gewissenskonflikte: Vorhang auf für die Philosophen der griechischen Antike
  • Ein Nachruf auf den Menschen – Biopolitik zwischen Kulturkritik und Technikwahn
  • Aufklärung hat nicht nur mit Pubertät zu tun – Seminar zur Philosophiegeschichte
Alle Seminare, Workshops und Studienfahrten können auf Anfrage bestellt werden. Das gesamte Themenspektrum und die einzelnen Module können im Detail abgesprochen werden.

Nietzsche und der Wille zur Macht


Friedrich Nietzsche versteht sein Wirken selbst als „Attentat auf zwei Jahrtausende Widernatur und Menschenschändung“. In Weimar soll sich dem Philosophen und seinem Werk genähert werden. Hierfür wird im Rahmen des Seminars u.a. das Nietzsche-Haus besucht, in dem die Schwester des Kulturkritikers seinen Nachlass verwaltete und in dem sie Adolf Hitler empfing.

Es wird zudem der Frage nachgehen, warum Nietzsches Philosophie, obwohl er sowohl den Nationalismus als auch den Antisemitismus verurteilte, von den Nationalsozialisten dankbar aufgenommen wurde.

Außerdem: Was meint Nietzsche mit „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“? Was bedeutet „Übermensch“ oder der „Wille zur Macht“? Worauf zielt er mit der „Umwertung aller Werte“ ab?

Nietzsche und Schiller zwischen Kulturkritik und politischer Instrumentalisierung


„Wir haben die Kunst, um nicht an der Wahrheit zugrunde zugehen.“ Diese Äußerung Nietzsches ist heute immer noch aktuell wie zu seiner Zeit. Ästhetik und Schönheit helfen, in einer schnelllebigen Zeit den Durchblick zu bewahren.

In Weimar wollen wir uns Nietzsche und Schiller nähern. Hierzu analysieren wir Originaltexte und besuchen das Nietzsche-Archiv und das Schillerhaus. Es wird vor allem untersucht, inwiefern beide Denker politisch instrumentalisiert wurden.

Da Schiller viele Felder besetzt hat, war er brauchbar für die verschiedensten politischen Strömungen (liberales und nationales Bürgertum, Arbeiterbewegung u.ä.).

Bei Nietzsche werden wir der Frage nachgehen, warum dessen Philosophie, obwohl er sowohl den Nationalismus als auch den Antisemitismus verurteilte, von den Nationalsozialisten dankbar aufgenommen wurde. Ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald vertieft diese Thematik.

Das Ideal des gerechtes Staates – Staatsphilosophie im Wandel der Zeit


Das „Ideal des gerechten Staates“ wird schon seit der griechischen Antike gesucht. Platon war der erste Philosoph, der sich die Frage nach einem gerechten Staat stellte. Als der eigentliche Hauptbegründer der Politischen Wissenschaft gilt aber nicht Platon selbst, sondern sein Schüler Aristoteles.

In diesem Seminar soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die Suche nach der Gerechtigkeit im Staate seit der Antike bis zur Gegenwart entwickelt hat. Mit John Rawls´ Theory of Justice ist 1971 ein Werk erschienen, das die Gerechtigkeitsfrage im Kontext der heutigen anglo-amerikanischen Gesellschaft neu zu beantworten versucht. Rawls entwickelt zwei Grundprinzipien für einen gerechte Gesellschaftsordnung:
  1. „Jedermann soll gleiches Recht auf das umfangreichste System gleicher Grundfreiheiten haben, das mit dem gleichen System für alle anderen verträglich ist.“, d.h. Gleichheit der Grundrechte und Pflichten für alle.
  2. „Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind so zu gestalten, dass a) vernünftigerweise zu erwarten ist, dass sie zu jedermanns Vorteil dienen, und b) sie mit Positionen und Ämtern verbunden sind, die jedem offen stehen“, d.h. soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind nur dann gerechtfertigt, wenn sich aus ihr Vorteile für jedermann, insbesondere für den Schlechtestgestellten in der Gesellschaft, ergeben.
Im Seminar sollen die einzelnen Konzepte der verschiedensten Philosophen (Platon, Aristoteles, Machiavelli, Hobbes, Locke, Montesquieu, Rousseau, Smith, Marx, Weber, Horkheimer/Adorno, Popper und Rawls) in Ausschnitten diskutiert werden, um im Anschluss daran unsere eigene Gesellschaftsstrukturen zu analysieren. Wie sieht es mit der Gerechtigkeit in Deutschland aus? Lassen sich die Theorien auf einen modernen Staat anwenden?

Ein Nachruf auf den Menschen – Biopolitik zwischen Kulturkritik und Technikwahn


Die ethischen Probleme stehen heutzutage viel stärker als früher im Zusammenhang mit der ausgedehnten technischen „Verfügungsmacht des Menschen“ über die nichtmenschliche Umwelt, aber auch mit den „neuartigen Manipulations- und Zugriffsmöglichkeiten zum Leben“ (Hans Lenk). Dies betrifft insbesondere auch das menschlichen Leben selbst. „Durch die technologisch bis ans Ungeheuerliche grenzenden Wirkungsmöglichkeiten des Menschen entsteht für die ethische Orientierung hinsichtlich des Verhaltens, der Verantwortung und Vorsorge eine neue Situation.“

„Mensch-Natur-Technik. Eine neue Welt entsteht“, so lautete das Leitthema der EXPO 2000 in Hannover. Wohin aber steuert der Mensch des 21. Jahrhunderts?

Im Seminar sollen in Teil A ausgewählte Texte der aktuellen Humanismusdebatte seit 1945 (Sartre, Heidegger, Jaspers; Foucault, Derrida, Levinas, Lyotard) in Ausschnitten diskutiert werden. Mit Peter Solterdijks Thesen über die „Regeln für den Menschenpark“ erhielt die Debatte im Herbst 1999 eine neue Wende. Dieser Text und die an ihm anschließende heftige Debatte in Deutschland wird zentraler Bestandteil des Teils B sein. Teil C greift die politischen Diskussionen über Biotechnologie und Gentechnik bis heute auf.

Aufklärung hat nicht nur mit Pubertät zu tun


»Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.« (Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?)

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Im Seminar sollen die zentralen Fragestellungen der Philosophie exemplarisch erörtert werden und anhand von ausgewählten Textpassagen diskutiert werden. Darüber hinaus wird während kurzen Exkursen zu den Themen Demokratie, Freiheit oder Macht u.ä. die Aktualität der Texte geprüft. Orientieren wird sich das Seminar an den Fragen, die sich Immanuel Kant in seiner Vorlesung zur Logik 1800 gestellt hat:
  • Was kann ich wissen?
  • Was soll ich tun?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was ist der Mensch?