Friedrich Nietzsches Leben rechts und links der Grenze (2003)


Schon vor gut hundert Jahren hatte Friedrich Nietzsche betont, dass "der eigentliche Wert und Sinn der jetzigen Kultur" in einem gegenseitigen "Sich-Verschmelzen und -Befruchten" liege. "Sich-Verschmelzen und -Befruchten" - darin ruht das eigentliche Potenzial in den neu entstehenden Kooperationen zwischen Städten und Regionen im deutsch-polnischen Grenzgebiet. So bezeichnete es Peter Glotz auch vor kurzem als eine bittere Ungerechtigkeit der Geschichte, dass "als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs Städte wie Prag, Budapest, Vilna oder Sofia plötzlich zu einer Provinz Moskaus degradiert worden waren".

Mit dieser Degradierung folgte ein langsames Auseinanderleben, dennoch gehörten diese Städte zu dem, was bis dahin als Europa bezeichnet wurde. Mit der EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004 werden viele dieser Städte wieder in ein vereintes Europa zurückkehren, so auch die Grenzstädte an Oder und Neiße. Die anderen werden später folgen und sich (erneut) zu einem erweiterten Gebilde verschmelzen. Doch ob Europa, das per definitionem ein Dasein im Wandel zu führen scheint, zur Ruhe kommen wird, bleibt ungewiss. Denn Europas Geschichte liegt in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit - das formulierte bereits Friedrich Nietzsche, der das Leben rechts und links der Grenze auf besondere Art durchlebt hat.

I. Veröffentlichungstitel:

Friedrich Nietzsches Leben rechts und links der Grenze. Irrtümer einer mutmaßlichen polnischen Abstammung und das Denken jenseits aller bloß national bedingten Perspektiven

II. Bibliographische Angaben:

STREITKULTUR. Magazin für Politik und Kultur in Europa, Heft 2/2003, hrsg. vom Verein für politische Bildung und Information Bonn, S. 18-20, ISSN 1612-4189

III. Cover der Publikation: