Frieden, Sicherheit und fragile Staatlichkeit. Eine Fallanalyse am Beispiel Tschad (2023)

Seit dem 24. Februar 2022 wird die Außen- und Sicherheitspolitik vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine dominiert. Nicht nur die Einschätzung zur Zeitenwende in der Geschichte Europas, wie es Bundeskanzler Scholz in seiner Regierungserklärung in der Sondersitzung zum Krieg gegen die Ukraine vor dem Deutschen Bundestag am 27. Februar 2022 in Berlin formuliert hat, hat eine lebhafte darüber wiederbelebt, was unter Frieden und Sicherheit verstanden werden sollte und welche Implikationen daraus folgen müssten.

Im Schwerpunkt thematisiert der Beitrag Möglichkeiten und Grenzen nicht-militärischen Engagements. Im Rahmen des Beitrags werden zunächst verschiedene Friedens- und Sicherheitsvorstellungen problematisiert (Methode: Zitate-Vergleich) und unterschiedliche Ansätze er Konflikt- und Friedensforschung auf ihre Anwendbarkeit hin verglichen (Methode: Theorie-Vergleich). In einem zweiten Schritt wird die aktuelle Weltlage arbeitsteilig untersucht (Methode: Datenanalyse), indem verschiedene international anerkannte Indizes erforscht werden: Der Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen (UNDP), der Global Peace Index (GPI) des australischen Institute for Economics and Peace (IEP), das Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK) oder der Fragile State Index (FSI) der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Fund for Peace werden unter die Lupe genommen.

Im zweiten Teil des Praxisbeitrags werden am Fallbeispiel des Tschad Erscheinungsformen, Ursachen und Strukturen fragile Staatlichkeit analysiert (Methode: Fallanalyse). Die Analyse mündet in der Formulierung einer Handlungsempfehlung, in der verdeutlicht werden soll, inwiefern der Tschad als fragiler Staat eingeordnet werden kann und inwiefern das Land international (z.B. im Hinblick auf seine Entwicklung, die regionale Stabilität etc.) unterstützt werden sollte oder nicht (Methode: Gestaltung einer Handlungsempfehlung). Der Tschad ist ein eher unbekannter Fall, ist aber in seiner exemplarischen Bedeutsamkeit sehr vielfältig, weil er vielschichtige Problemlagen beinhaltet, die friedens-, sicherheits- und entwicklungspolitische Herausforderungen für die internationale Gemeinschaft mit sich bringt. Vor allem die Verhinderung von Armut und das Fehlen der staatlichen Mittel für Frieden und Sicherheit nach innen und außen sind hier aktuelle Schwierigkeit wie in anderen afrikanischen Ländern auch. Bedeutsam ist der Fall des Landes sozio-ökonomisch auch deshalb, weil die Entwicklungszusammenarbeit den Tschad nach 2011 u.a. wegen der dort herrschenden unermesslichen Korruption zwischenzeitlich komplett verlassen hat. Aufgrund der aktuellen innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Konflikte wie z.B. die kleptokratische Staatsführung, Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien oder der Terror der islamistischen Boko Haram-Terrormiliz kann zuvor erarbeitetes Wissen beispielbezogen angewendet werden. Der Tschad erweist sich dabei als genügend komplex für verschiedene Leistungsniveaus, aber dennoch überschaubar in den Konfliktlinien und Analyseaspekten.


I. Veröffentlichungstitel:

Frieden, Sicherheit und fragile Staatlichkeit. Eine Fallanalyse am Beispiel Tschad

II. Bibliographische Angaben:




Unterricht Wirtschaft + Politik, Heft 2/2023, Friedrich Verlag Hannover, S. 8-17, ISSN 2751­-1243 (Online)

III. Cover der Publikation: